Die Gelassenheit von Steinen
Die Gelassenheit von Steinen
Es ist zu einer wohltuenden Regelmäßigkeit geworden - meine morgendlichen Streifzüge durch den Wald. Gerade erwachen die Vögel, der Dunst der Nacht steigt in die Baumkronen empor und ich fühle mich, als hätte ich diesen schmalen Waldpfad mit keinem anderen als Fuchs und Reh je geteilt.
Für mich ist es wie ein Innehalten, bevor der Tag mit seiner ganzen Vielfalt beginnt. Jetzt noch habe ich die Gelegenheit, ihn zu formen. Ich entscheide, welche Sonne mir heute am Himmel scheint.
Während dieser kontemplativen Wanderungen im Zwiegespräch mit mir und der Natur, begann ich irgendwann Steine aufzulesen - die mir im Weg lagen.
Wer kennt dieses geflügelte Wort nicht, das landläufig mit Schwierigkeiten in Verbindung gebracht wird. Doch gerade vor wenigen Tagen las ich in einem Buch - " So ungerecht es auch oft erscheinen mag, so sind doch unsere Probleme unser Weg ... " (Chemin de vie, Dr. Grandgeorge). Unser Weg, auf dem wir uns an den “Steinen” reiben. Genauso wie sich Stein an Stein im Rausch der Meereswogen aneinander reibt, bis ein jeder schlussendlich zu einem wundervollen, auf seine ganz eigene Weise, perfekten Einzelstück wird. Eines davon halte auf meinem Weg durch den Bergwald womöglich gerade in meinen Händen.
Richten sich meine Augen im Gehen auf den Boden, erscheint mir anfänglich alles eine graubraune Masse zu sein. Doch irgendwann sammelt sich mein Blick, streift etwas und bleibt dann endlich hängen - an einer Kleinigkeit. Ich bücke mich, befreie es von der Erde... und dann beginnt der Stein zu erzählen: